Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
197
welche Petersburg (2,90 R.) wirklich
Berlin ist also Berlin
und sollte Petersburg sein, das will viel sagen; der Winter ist 6 Grad zu
A. V\ov io^sntttmov 91 /_ Sov V’Novfäff 5^ 1 /_ ^Ctdö^U^
warm, der Frühling 4, der Sommer 2'4, der Herbst
liche Borstellung, daß in Europa die milden Winter durch zu kühle Som-
mer ausgeglichen werden, ist falsch. Es ist nicht nur im Winter zu warm,
sondern auch im Sommer, wo der Unterschied aber viel unbedeutender ist.
Die mittlere Jahresmenge der Niederschläge oder des fallenden Wassers
ägt 21,72 Pariser Zoll. — Der mittlere Barometerstand ist in einer
;e von 100 Fuß über dem Nullpuntt des Pegels in Swinemünde ca.
36,25 Pariser Linien. — Die Abweichung der Magnetnadel betrug 1856
14,5o westlich, im I. 1866 13,0". — Berlin ist die erste Haupt- und
Residenzstadt der Monarchie; wesentlich, besonders in den neuen Theilen,
eine moderne Stadt. — Der Ursprung der Stadt und ihres Namens ist
durchaus ungewiß, die Ableitung beider von dein Markgrafen Albrecht dem
Bär mehr als unwahrscheinlich. Schon vor dem 12. Jahrh, mag die Stadt
entstanden und vorzüglich von deutschen oder niederländischen Colonisten.be-
völlert worden sein. In den folgenden Jahrhunderten nahm sie ganz be-
deutend zu, ward aber erst im 15. die gewöhnliche Residenz der Kurfürsten.
Während des 30-jährigen Kriegs ward sie in der Eile befestigt und hart
von den Schweden mitgenommen. Unter der Regierung des großen Kur-
fürsten erhielt sie die ersten Erweiterungen durch Anbau des Werders und
der Dorotheen- oder Neustadt. Seinein Nachfolger, König Friedrich I.,
verdantt sie am meisten; unter ihm ward die schöne Friedrichsstadt und
einige Vorstädte angelegt und viele der schönsten Gebäude errichtet; der
sparsame Friedrich Wilhelm I. that doch Einiges und ließ die überflüssigen Wälle
und Mauern abbrechen; ungleich mehr aber sein Sohn Friedrich Ii., unter
welchein Berlin schon beinahe die heutige Gestalt erhielt; auch seine Nach-
folger, ganz vorzüglich aber Friedrich Wilhelm Iii. u. Iv., haben sehr viel
zur Verschönerung Berlins beigettagen, welches jetzt, was Regelmäßigkeit
der Anlage und Schönheit der Gebäude betrifft, sich mit den schönsten
Städten der Welt messen kann; leider ist nur die Gegend allzu flach und
unbedeutend, doch nicht so arm an Reizen, wie der Ausländer sich vorzu-
stellen pflegt. Auch hier singt die Nachtigall. — Das heutige Berlin hat
einen Umfang von über 3 M.; es ist zum Theil jnoch von einer Mauer
umgeben und zählt 19 Thore, worunter das nach W. zu, in den Thier-
garten fiihrende, von Friedrich Wilhelm Ii. 1793 nach dem Muster der
Propyläen zu Athen erbaute Brandenburger das schönste ist. Ueber dem
fünffachen, aus 12 korinthischen, 44' hohen Säulen gebildeten Eingang er-
hebt sich eine ans Kupfer getriebene Siegesgöttin auf einem mit 4 Pferden
bespannten Wagen, welchen die Franzosen nach Paris gefiihrt hatten, von
wo sie 1814 zurückkehrte. Auch einige andere Thore sind architettonisch
verziert. Die Stadt zählte Ende 1864 mit dem Militär 632,749 Einw.,
1867 mit demselben 702,437 Einw., ist demnach die dritte oder vierte Großstadt
Europas. Sie bestand 1867 ans den 12 Stadttheilen: 1) Berlin, 2) Köln,
Friedrichs-Werder
Friedrich - Wilhelmsstadt
Dorotheenstadt
Friedrichsstadt
andauer Viertel.
tralauer Viertel
Weichbild
Gesammtzahl
Oranienburger-Rosenthaler Vorstadt
Volkszählung
Louisen
Königsstadt,
Neues
1864 ermit-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Petersburg Berlin Berlin Petersburg Europa Niederschläge Swinemünde Berlin Schweden Berlin Berlins Berlin Paris Europas Berlin
200
A. Europa.
der modernen Bildhauerkunst. Besonders sehenswerth ist in demselben
das Treppenhaus mit den großen Fresco-Wandgemälden von Kaulbach.—
Westlich vom Museum, aber durch einen Arm der Spree davon getrennt,
steht das Zeughaus, ein sehr großes Viereck, jede Seite von 280', bildend,
eins der schönsten Gebäude Berlins; es ward 1695 angefangen, 1705
beendigt und von Schlüter verziert. Das Ganze bildet nur 2 Säle, welche
durch das ganze Gebäude gehen, einen unteren, worin das schwere Geschütz,
und einen oberen, worin die leichteren Waffen und Trophäen aufbewahrt
werden. Dahinter liegt das Gießhaus. An der westlichen Seite sind
einige in Frankreich eroberte Geschütze von ungewöhnlicher Größe aufgestellt.
Gleich daneben ist die im Jahre 1818 erbaute Neue Wache, neben welcher
Scharnhorst's und Bülow's marmorne Bildsäulen, schräg gegenüber das
kolossale eherne Standbild Blücher's und auf beiden Seiten desselben die
ehernen Bildsäulen von Gneisenau und Hork ausgestellt sind. Hinter der
Hauptwache, durch einen kleinen, mit Bäumen bepflanzten Platz getrennt,
liegt das einfache, aber schöne Gebäude der Singakademie. Dem Zeug-
hause gegenüber ist die Bauakademie, von Schinkel erbaut, und der
Palast, welchen Friedrich Wilhelm Iii. bewohnte, der jetzt zur Wohnung des
künftigen Thronerben eingerichtet und erweitert worden ist. Jni Angesicht
dieser Gebäude, westlich von ihnen, liegen um den Opernplatz herum: das
von Friedrich li. nach Knobelsdorfs Plane erbaute und nach einem furcht-
baren Brande 1843 hergestellte und verschönerte herrliche Opernhaus;
daneben die von 1747 —1773 nach dem Muster der Rotonda in Rom
erbaute katholische St. Hedwigskirche. Dem Opernhause gegenüber liegt
das zwar große und reich verzierte, aber geschmacklose, innerlich verbesserte
Bibliothekgebäude; es ward 1775—1780 von Friedrich Ii. erbaut; daneben
der schöne Palast des Königs Wilhelm I. Die vierte Seite des Platzes
nimmt das ehemals vom Prinzen Heinrich, dem Bruder Friedrichs Ii.,
bewohnte, jetzige Universitätsgebäude ein, worin sich außer vielen Auditorien
die Mineraliensammlung, das anatomische Theater und Museum und das
zoologische Museum befinden. Daneben unter den Linden liegt das Akade
miegebäude, mit einer Normaluhr, dessen weitläufige Flügel und Höfe
noch viele andere Bestimmungen haben. In den unteren Räumen der
Hauplfront befindet sich eine sehr vollständige Sammlung von Ghpsab-
güssen antiker Kunstwerke; die oberen Räume dienen zu den Versammlungen
der Akademie der Wissenschaften und alle zwei Jahre zu der Ausstellung
von Gemälden und anderen Kunstgegenständeu. An der Nordseite eben
dieses Gebäudes befindet sich das alte, jetzt nicht mehr gebrauchte, 90' hohe
Observatoriuni. Alle diese Gebäude, in einer weiten Verlängerung der
Linden, an deren Eingang Friedrich dein Großen ein kolossales Monument
von Rauch errichtet worden ist, bis zum Schloß hinziehend, bilden einen
Raum, wie ihn wohl wenige Städte in der Welt ausweisen möchten. —
Ferner sind noch zu bemerken: das zwischen beiden Thürmen des Gensdarmen-
Marktes liegende, 1819—1820 nach dein Brande des älteren neuerbaute,
sehr große und prächtige Schauspielhaus. Das Theater in der Friedrich
Wilhelmsstadt. In der Spandauer Vorstadt liegt das königliche Lustschloß
Monbijou, im Zopfstile erbaut, mit einem großen Parke. — Am nord-
westlichen Ende der Stadt, dicht an der Mauer, liegt das schon unter
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Kaulbach Schinkel Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_li Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Wilhelm_I. Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich
Wilhelmsstadt Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlins Frankreich Rom Friedrichs Spandauer_Vorstadt
Vii. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
203
estlich in der
bad, sonst Gesundbrunnen, mit einer eisenhaltigen Quelle. 9
Entfernung einer Stunde liegt an der Spree die kleine Stadt Charlotten-
burg, mit 13,440 Einw., wohin eine herrliche bei Mcht erleuchtete
Chaussee durch den Thiergarten führt. Beim königlichen Schlosse daselbst
ist ein schöner Garteil, worin sich im sogenannten Mausoleum die vereinigten
Grabmäler der 1810 gestorbenen Königin Louise und ihres im Jahre 1840
dahingeschiedenen Gemahls Friedrich Wilhelm Iii. befinden. ^
Vier Meilen von Berlin, in einer durch Anhöhen und Seen sehr
angenehmen Gegend, liegt die zweite königliche Residenz Potsdam, eine
durchaus schön gebaute Stadt mit 42,266 Einw., an der Havel. Sie ist
größtentheils von Friedrich Ii. erbaut; die sonst etwas öde Stadt hat durch
einige höhere Behörden, deren Sitz hierher verlegt worden, sehr gewonnen.
Ein Cailal durchschneidet sie, welcher mit schönen, steinernen Einfassungen
und Brücken versehen ist. In der Stadt sind zu bemerken: das königliche
Schloß an der Havel, mit einem kleinen Garten, worin unter anderen
Statuen auch die des Kaisers Alexander und Gneisenau's; es ward vom
großen Kurfürsten angelegt, von Friedrich 1. und Ii. aber erweitert und
verschönert. Dicht dabei führt eine neue, 600" lange Brücke mit 8 eisernen
Bogen über die Havel. Das schöne, nach dem Muster des Amsterdamer
von Friedrich Ii. erbaute Rathhaus, auf dessen Kuppel ein Atlas mit der
Weltkugel steht. Die von Friedrich Wilhelm I. 1735 erbaute Garnison-
»
Gruft die einfachen, marmornen
Friedrichs Ii. befinden; im Thurme ist
ein vortreffliches Glockenspiel angebracht. Das große Militär-Waisenhaus,
von Friedrich Wilhelm I. angelegt, aber von Friedrich Ii. 1772 —1778
neu und massiv erbaut. Tie große, eine ganze Straße einnehmende, von
Friedrich Wilhelm I. angelegte, von Friedrich Ii. neu erbaute Gewehr-
fabrik. Das Theater, das Postgebäude, das Schützenhaus und mehrere
schöne Kasernen. Auf dem Alten Markte, wo schon früher eine Kirche
W Mm
gestanden, welche abgebrannt ist, ist eine neue im griechischen Stil erbaut.
Unter den öffentlichen Plätzen sind der Alte Markt, mit einem 74" hohen
marmornen Obelisk, der schöne mit Bäumen bepflanzte Wilhelmsplatz und
der Paradeplatz die bedeutendsten. Nordwestlich gauz nahe der Stadt liegt
elchem
das einfache.
2uu8 80uei, der Lieblings-
ausenhalt Friedrichs Ii.. von dem Könige Friedrich Wilhelin Iv. durch Fon-
tainen, Wasserkünste, Statnen und zwei Prachtbauten, die Friede ns kirche
und das neue Orangeriehaus (970" lang) nebst Gartenanlagen, bedeutend
verschönert; und das ebenfalls von ihm erbaute, Neue Palais. Ferner-
ist das vom Könige Friedrich Wilhelm Iv. als Kronprinz eingerichtete
Lustschloß Charlotten Hof in altrömischem Stile interessant. Nordöstlich
ans einem Abhange am Heiligen See liegt das von Friedrich Wilhelm Ii.
erbaute Marmorpalais, mit einem schönen Garten; südlich auf dem Brau-
hansberge ein in Form einer Warte gebautes königliches Lusthaus, östlich
von der Stadt das königliche Schloß Babelöberg, und auf einer
Insel der Havel, Pfaueninsel, ein kleines königliches Lustschloß;
sowie westlich von Potsdam das königliche Landhaus Paretz. — Die
Gegend von Potsdam, obwohl sandig, bringt gutes Obst und selbst etwas
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Ii Friedrich Alexander Alexander Friedrich_1. Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich_Wilhelin Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Friedrichs Friedrichs Charlotten_Hof Schloß_Babelöberg Potsdam Paretz Potsdam
256
A. Europa.
Salzuffeln. Seit 1819 war hier zwar eine neue ständische Verfassung
vorgeschlagen worden, konnte aber, wegen Widerspruchs der alten Landstände,
erst 1836 eingeführt werden. Hauptörter sind: Detmold, an der Werre,
mit einem Residenzschlosse und 6200 Einw. In der Nähe soll Hermann,
dem Cherusker, zum Andenken an die Vernichtung der römischen Legionen,
auf dem Winnfelde im Lippeschen Walte, auf der Grotenburg ein
kolossales Standbild errichtet werden. Unweit der Stadt siegten die Sachsen
unter Wittekiud über die Franken unter Karl dem Großen, 783. —
Lemgo, an der Bega, mit 4000 Einw., wo viele Meerschaum-Pfeifen-
köpfe geschnitten werden. In der- Nähe des kleinen Ortes Horn liegen
die sogenannten Exter st eine, einzeln stehende, bis 125' hohe Sandstein-
Felsen, mit Ueberresten alter Skulpturen. Nördlich davon liegt das Bad
Meinberg.
Nördlicher, gesonder-t von dem Vorigen und von Preußen umgeben,
liegen die Besitzungen des Fürsten von Schaumburg-Lippe (oderlippe-
Bückeburg, ein Theil der Grafschaft Schaumburg), welche auf 8 j^jm.
31,000 meist lutherische Einwohner zählen; doch ist die fürstliche Familie
reformirt. Das Ländchen ist meist hügelig, mit schönen Waldungen,
fruchtbar, ohne bedeutenden Fluß. Au seiner nördlichen Grenze liegt der
1 M. lange, breite, aber wenig tiefe See, das Steinhuder-Meer,
in welchem der in portugiesischen Diensten gewesene Graf Friedrich
Wilhelm Ernst v. d. Lippe 1761 eine künstliche Insel anlegen und eine
kleine Festung, Wilhelmsteiu, erbauen ließ, aus deren (ehemaliger) Mili-
tärsämle Scharnhorst hervorging. — Außer Holz, Flachs und Leinwand
gehören hier die Steinkohlen (im So.) zu den wichtigsten Producten.
Seit 1816 besteht eine landständische Verfassung. Der Hauptort und die
Residenz des Fürsten ist Bückeburg, an der Ane, mit 4300 Einw.
Eilsen ist ein Badeort mit Schwefelguelleu und Schlammbädern.
8. Das Herzogthmn Brannschweig.
Dieses Herzogthum nebst einem großen Theile von Hannover bildete
die mütterlichen Erbgüter Heinrichs des Löwen, dessen Sohn, Otto
das Kind, dieselben 1235 dem Kaiser übergab und als ein Herzogthum
(Braunschweig-Lüneburg) und erbliches Reichslehen zurückempfing.
Im Jahre 1569 theilten die beiden Söhne des Herzogs Ernst des
Bekenners ihre Länder, wodurch die noch jetzt bestehenden beiden Linien
Braun schweig - Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg
(Hannover) entstanden. Nach der Schlacht bei Jena 1806, wo der durch
väterliche Fürsorge für sein Land ausgezeichnete Herzog Karl Wilhelm
Ferdinand den Oberbefehl führte und eine tödtliche Wunde erhielt, wurde
sein Herzogthum von den Franzosen besetzt, und es machte von 1807 bis
1813 einen Theil des neu errichteten Königreichs Westfalen aus.
Nach dem Sturze Napoleons erhielt Karl Wilhelm Ferdinands Sohn,
Friedrich Wilhelm, das Herzogthum zurück, fand aber schon am 16.
Juni 1815 bei Quatrebras den Heldentod. Während der Minderjährigkeit
seiner Söhne führte der Prinz-Regent von England, der nachherige König
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Karl Karl Friedrich
Wilhelm_Ernst_v Friedrich Wilhelm Ernst Heinrichs Heinrichs Otto Ernst Karl_Wilhelm
Ferdinand Karl Wilhelm Ferdinand Napoleons Karl_Wilhelm_Ferdinands Karl Wilhelm Ferdinands Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Detmold Lippeschen_Walte Grotenburg Sachsen Bad
Meinberg Bückeburg Wilhelmsteiu Bückeburg Hannover Westfalen Napoleons England
Vii. Deutschland. B. Die süddeutschen Staaten.
301
Schwaben zahlreichen freien Städten zu ihrem Vortheil zu benutzen. Am
meisten trug zur Vergrößerung seines Hauses Graf Eberhard im Bart bei,
1457—96, welcher mit einer damals seltenen Weisheit, durch den Ver-
gleich zu Müusingen 1482, die Untheilbarkeit der württembergischen Länder
festsetzte und 1495 die herzogliche Würde erwarb. Auch stiftete er im
Jahre 1477 die Universität Tübingen. Die üble Regierung des Herzogs
Ulrich, 1498 — 1550, eines leidenschaftlichen Fürsten, wie die Geschichte
Württembergs seines Gleichen nicht kennt, brachte dem Lande großes Un-
heil, aber auch deu bleibeitden Vortheil, daß durch den Tübinger Vertrag
1514 die Grundpfeiler einer vortrefflichen Landesverfassung gelegt wurden;
auch begann Ulrich die lutherische Lehre in seinem Lande einzuführen. Ihm
folgte in der Regierung sein Sohn Christoph, 1550—68; ein Mann von
den edelsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens, vollendete er das
Werk der Reformation und gab dem Lande nicht nur eine kirchliche Ver-
fassung, sondern befestigte und vollendete auch die landständische Verfassung.
Fürchterliches Elend und beinahe gänzliche Verödung brachte der 30jährige
Krieg über das Land; aber die Trefflichkeit des Landes, der Fleiß der Be-
wohner führten bald wieder Fülle und Wohlstand herbei. So blieb das
Herzogthum Württemberg ein Land von 153 H>M. nüt 600,000 Einw.
bis zum Jahre 1803, wo der letztverstorbene König Friedrich ansehnlichen
Ersatz für einigen Länderverlust am linken Rheinufer und die Kurwürde
erwarb. Roch viel bedeutendere Vergrößerungen wurden ihm zu Theil,
seitdem er 1805 sich an Napoleon anschloß und 1806 als Mitglied des
Rheinbundes die Königswürde erhielt. Eine große Menge freier Städte
und viele reichsritterschaftliche Besitzungen wurden dem neuen Königreiche
einverleibt, welches gegenwärtig (1864), nach manchen Abtauschungen,
354,,. □'¡Dl. mit 1,748,328 Einw. enthält. Rach dem Tode Königs
Friedrich trat sein Sohn, König Wilhelm, die Regierung im Jahre 1816
an, gab tem Lande die unter seinem Vater aufgehobene Landesverfas-
sung mit zwei Kammern im Jahre 1819 wieder, und brachte durch seine
umsichtsvolle, gerechte Regierung das Land in einen blühenden Zustand,
den wir vor seiner Regierung vergebens suchen. 1864 starb König Wil-
helm und sein Sohn König Karl 1. succedirte ihm.
Das Königreich Württemberg, den größten Theil des ehemaligen
schwäbischen Kreises umfassend, wird von Baden, Baiern, den preußischen
Fürslenthnmern Hohenzollern und mittelst des Bodensees von der Schweiz
und von Oesterreich umschlossen; auch grenzt es gegen N. an einen ab-
gesonderten Punkt des Großherzogthums Hessen (Wimpfen).
Es ist ein beinahe durchaus schönes Land, das die mannigfaltigsten
reizendsten Abwechselungen in reichem Maße bietet; Gebirge, Höhen-
züge wechseln freundlich mit stachen 'Riederungen und theils üppigen,
fruchtbaren, theils grotesken Thälern. Im W. bildet ein Theil des
Schwarzwaldes niit seinen weit gedehnten Nadelwaldungen, der sich im
württembergischen Antheil bis 3600' über die Meeresstäche erhebt, die
W. gegen No. das Land
Grenze, während die schwäbische Alp von
in seiner ganzen Breite durchzieht. Die schwäbische Alp, welche sich
zwischen 1800 und 2800', höchstens bis 3112' über das Meer erhebt,
bildet aeaen Nordwesten einen sebr steilen, teilweise felsiaen. 800-1000'
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Eberhard Ulrich Ulrich Christoph Friedrich Friedrich Napoleon Friedrich Friedrich Wilhelm Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Herzogthum_Württemberg Rheinbundes Württemberg Baden Baiern Oesterreich Hessen
52
A. Europa.
führte einen glücklichen Krieg gegen die Türken, das Reich aber
blieb im Frieden, und der Kaiser hatte keine wichtigere Angelegen-
heit, als durch die sogenannte pragmatische Sanction, seiner einzi-
gen Tochter Maria Theresia den ungetheilten Besitz seiner Staaten
zu sichern. Wie wenig ihm dies trotz der Einwilligung der größe-
ren Mächte gelungen, zeigte die Folge nur allzusehr. Kaum war
Carl 1740 gestorben, als auch von allen Seiten Ansprüche an seine
Erbschaft gemacht wurden; die ernstlichften waren die Friedrichs Ii.
von Preußen. Die weise und kraftvolle Regierung des großen Kur-
fürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, 1640 — 88, hatte
für seine Staaten die Wunden des 3ojährigen Krieges unerwartet
schnell geheilt; seinem Sohne Friedrich!, war es gelungen (am
18. Jan. 1701) die Königswürde zu erlangen, und dessen Sohn und
Nachfolger Friedrich Wilhelm !., 1713 — 40, hatte durch einen
strengen aber wohlgeordneten Haushalt und außerordentliche
Sparsamkeit seinem Sohne, dem großen Friedrich, einen reichen
Schatz, ein vortrefflich geordnetes Land und ein nach der damali-
gen Art unübertrefflich abgerichtetes Heer von 8o0oomann hinter-
lassen. Im Besitz solcher Kräfte, voll Geist und Muth, benutzte
Friedrich den Zeitpunkt, alte gegründete Ansprüche seines Hauses
auf einige schlesische Fürstenrhumer geltend zu machen. Noch im
Dezember 1740 rückte er in Schlesien ein, und zwei Siege, bei
Molwitz 1741 und bei Chotusitz oder Czaslau 1742, führen in dem
nemlichen Jahre den Breslauer Frieden herbei, wodurch Preußen
den größten Theil von Schlesien erwirbt. Der zweite schlesische
Krieg, 1744—45, worin Friedrich abermals bei Hohenfriedberg,
Soor und Kesselsdorf siegt, bestätigt ihm durch den Dresdner Frie-
den den ruhigen Besitz von Schlesien. Indeß war der Kaiser
Carl V^ll.von Baiern, ein ohnmächtiger Gegner Oestreichs, 1745
gestorben, und Maria Theresia's Gemahl Franz Herzog von Tos-
kana, aus dem Hause Lothringen, ward zum Kaiser gewählt. Tief
empfand Oestreich den Verlust Schlesiens, und ein furchtbares
Vündniß von Oestreich, Rußland und Frankreich, an welche spä-
ter sich noch Schweden und das Reich anschlossen, sollte die siegen-
de Macht Preußens vernichten, als Friedrich von den Planen sei-
ner Feinde unterrichtet 1756 rasch in Sachsen einfiel und bei Pirna
die ganze sächsische Armee gefangen nahm. Dies war der Anfang
des siebenjährigen Krieges, 1756 — 63, in welchem Friedrichs Ta-
lente und unerschütterlicher Muth, mit äußerst geringen Kräften,
einer ungeheuern Uebermacht im Ganzen siegreich die Waage hielt
und sich bey einzelnen Unfällen, die ihn trafen, gerade in seiner
vollsten Größe zeigte. Das thatenreichfte Jahr 1757, wo alle
Kämpfer noch bei frischen Kräften waren, gründete für immer den
Feldherrn-Ruhm Friedrichs. Sieger in der blutigen Schlacht bei
Prag, 6. Mai, geschlagen in der bei Collin, 18. Juny, muß er
Böhmen räumen; die Russen überschwemmen ganz Preußen, dir
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Carl Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich! Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Muth Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia's Maria Franz_Herzog_von_Tos-
kana Franz Oestreich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Friedrichs Brandenburg Molwitz Hohenfriedberg Schlesien Baiern Lothringen Schlesiens Frankreich Sachsen Pirna Friedrichs Prag
85
V I I. Deutschland. Preußen.
tendeschale von geschliffenem Granit. — Weftlichvommuseum,
aber durch einen Arm der Spree davon getrennt, steht das Zeug-
haus, ein sehr großes Viereck bildend, eins der schönsten Gebäude
Berlins; es ward 1695 angefangen und von Schlüter verziert. An
der westlichen Seite sind einige in Frankreich eroberte Geschütze von
ungewöhnlicher Größe aufgestellt. Gleich daneben ist in den letzten
Jahren eine prachtvolle Hauptwache erbaut, vor welcher Scharn-
horsts und Bülows Bildsäulen und gegenüber das eherne Stand-
bild Blüchers aufgestellt sind. Hinter der Hauptwache, durch ei-
nen kleinen mit Baumen bepflanzten Platz davon getrennt, liegt
das einfache aber schöne Gebäude der Singakademie. Dem Zeug-
hause gegenüber liegt der einfache Pallaft, welchen der König be-
wohnt. Im Angesicht dieser Gebäude, westlich von ihnen, liegen
um den Opernplatz herum: das von Friedrich 11. nach Knobels-
dorfs Plane erbaute herrliche Opernhaus; daneben die von 1747
— 73 nach dem Muster der Rotonda in Rom erbaute katholische
Kirche. Dem Opernhause gegenüber liegt das zwar große und reich
verzierte, aber geschmacklose Bibliothekgebäude; es ward 1775
von Friedrich Ii. erbaut. Die vierte Seite des Platzes nimmt das
ehemals vom Prinzen Heinrich, dem Bruder Friedrichs Ii. be-
wohnte, jetzige Universitätsgebäude ein, worin sich außer vielen
Auditorien die Mineraliensammlung und das zoologische Mu-
seum befinden. Daneben unter den Linden liegt das Akademiege-
bäude, dessen weitläufige Flügel und Höfe noch viele andre Be-
stimmungen haben. In den unteren Räumen der Hauptfront be-
findet sich eine sehr vollständige Sammlung von Gypsabgüssen an-
tiker Kunstwerke, die oberen Räume dienen zu den Versammlungen
der Akademie der Wissenschaften und alle 2 Jahre zu der Ausstellung
von Kunstgegenständen aller Art. An der Nordseite eben dieses Ge-
bäudes befindet sich das 90 F. hohe Observatorium. Alle diese in
einer weiten Verlängerung der Linden bis zum Schloß liegenden
Gebäude bilden einen Raum, wie ihn wohl wenige Städte in der
Welt aufweisen möchten. — Ferner sind noch zu bemerken: das
zwischen beiden Thürmen des Gensd'armenmarktes liegende, 1819
nach dem Brande des ältern neu erbaute, sehr große und prächtige
Schauspielhaus. In der Königstädter Vorstadt, dicht an der Kö-
nigsbrücke, befindet sich ein andres, das Königstädter Theater, wel-
ches eine Privatunternehmung ist. — In der Spandauer Vor-
stadt, in dem königlichen Lustschloß Monbijou, befindet sich eine an-
sehnliche Sammlung ägyptischer Alterthümer. — Am nordwest-
lichen Ende der Stadt, dicht an der Mauer, liegt das schon unter
Friedrich 1. angelegte, von Friedrich Wilhelm 1. und Friedrich 11.
außerordentlich vergrößerte Krankenhaus, die Charite genannt,
worin auch eine Anstalt für Wahnsinnige sich befindet; es werden
jährlich über 5000 Kranke darin behandelt. Endlich nordwestlich
vor der Stadt befindet sich das von Friedrich Is. 1745 — 48 er-
6*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Is Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Weftlichvommuseum Berlins Frankreich Rom Friedrichs
85
\ il. Deutschland. Preußen.
Berlin, obwohl in einer flachen sandigen Gegend gelegen, hat
die große Annehmlichkeit, daß hart an seinen Mauern westlich ein
von tausend Alleen durchschnittener, sehr ansehnlicher Lustwald,
der Thiergarten, sich befindet. Nördlich, wo er vom Flusse be-
granztjwird, liegen mehrere sehr besuchte Wirthshäuser, von ih-
rem ersten Entstehen die Zelte genannt, und in einiger Entfernung
davon, ebenfalls an der Spree, liegt ein schönes königliches Luft-
schloß, Leliovuo. Am südlichen Rande des Thiergartens haben
sich eine große Menge Privatpersonen geschmackvolle Landhäuser er-
baut. Das nemliche ist der Fall auf dem Wege nach Potsdam,
bis zum Dorfe Schöneberg und in vielen Dörfern der Umgegend.
Südlich von der Stadt auf einer Anhöhe liegt in der sogenannten
Hasenheide der nun geschlossene Turnplatz. Zu der nähern Um-
gebung, und daher häufig besuchten Oertern gehören: nördlich
^/2 St. von der Stadt, das Louisenbad, sonst Gesundbrunnen,
mit einer eisenhaltigen Quelle. Westlich in der Entfernung einer
Stunde liegt an der Spree die kleine Stadt Charlotten bürg,
wohin eine herrliche bei Nacht erleuchtete Chaussee durch den Thier-
garten führt. Beiin königlichen Schlosse daselbst ist ein schöner
Garten, worin sich das marmorne Denkmahl der 1810 gestorbenen
Königin Louise befindet.
Vier kleine Meilen von Berlin, in einer durch Anhöhen und
Seen sehr angenehmen Gegend, liegt die zweite königliche Resi-
denz Potsdam, eine durchaus schön gebaute Stadt mit 39000
Einw., an der Havel. Sie ist großentheils von Friedrich 11. er-
baut ; diese sonst etwas öde Stadt hat durch einige höhere Behörden,
deren Sitz hierher verlegt worden, sehr gewonnen. Ein Kanal
durchschneidet sie, welcher mit schönen steinernen Einfassungen und
Brücken versehen ist. In der Stadt sind zu merken: das könig-
liche Schloß an der Havel, mit einem kleinen Garten; es ward
vom großen Kurfürsten angelegt, von Friedrich 1. und 11. aber er-
weitert und verschönert. Dicht dabei führt eine neue 600$. lange
eiserne Brücke über die Havel. Das schöne, nach demmufter des
Amsterdammer, von Friedrich Ii. erbaute Rathhaus, auf dessen
Kuppel ein Atlas mit der Weltkugel steht. Die von Friedrich Wil-
helm 1. 1735 erbaute Garnisonkirche, in welcher sich, in einer
marmornen Gruft, die einfachen marmornen Särge Friedrich Wil-
helms 1. und Friedrichs 11. befinden; im Thurme ist ein vortreff-
liches Glockenspiel angebracht. Das große Militair-Waisenhaus,
von Friedrich Wilhelm I. angelegt, aber von Friedrich 11.1772
— 78 neu und massiv erbaut. Die große, eine ganze Straße ein-
nehmende, von Friedrich Wilhelm 1. angelegte, von Friedrich 11.
neu erbaute Gewehrfabrik, die einige hundert Arbeiter beschäftigt.
Auf dem Markte, wo schon früher eine Kirche gestanden, welche
abgebrannt ist, soll eine neue, im Styl der Pauls-Kirche zu Lon-
don, erbaut werden. Nordwestlich gan; nahe an der Stadt lieat
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Extrahierte Personennamen: Wirthshäuser Leliovuo Friedrich Friedrich Friedrich_1. Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich_Wil- Friedrich Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_11.1772 Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_11. Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Berlin Potsdam Dorfe_Schöneberg Louisenbad Berlin Potsdam Friedrichs Pauls-Kirche
80
A. Europa.
Dorfe Sperenberg südlich von Berlin, und Alaunschiefer bei
Freienwalde. Die Lorfgräbereien sind dagegen sehr bedeutend.
Das Land ist reich an Gewässern, sowohl Seen als Flüssen. Au-
ster den uns schon bekannten Flüssen, der Elbe mit der Havel und
Spree, und der Oder mit der Warthe und Netze, bemerken wir
noch an Kanälen: den Friedrich-Wilhelms-Graben oder
Kanal von Mühlrose, 3 Meilen lang, vom großen Kurfürsten an-
gelegt, welcher die Spree mit der Oder verbindet; den Finow-
kanal, über 5 Meilen lang, welcher die Havel mit der Oder ver-
bindet; er war schon im 17ten Jahrhundert vorhanden, ging aber
während des 30jährigenkrieges ein und Friedrichs, ließ ihn wie-
der herstellen. Außerdem sind noch mehrere kleinere Kanäle, wel-
che Landseen mit den Flüssen in Verbindung setzen, vorhanden,
und andre, wodurch ehemals moorige Gegenden in fruchtbare Nie-
derungen sind verwandelt worden; unter diesen ist besonders der
von Friedrich 11. angelegte neue Oderkanal merkwürdig, wo-
durch die Oderbrüche nutzbar gemacht worden. Die Provinz Bran-
denburg wird jetzt in das Stadtgebiet von Berlin und 2 Regie-
rungsbezirke, von Potsdam und von Frankfurt, getheilt: nach der
alten Eintheilung zerfiel die Mark Brandenburg in Kurmark und
Neumark, diese letztere am rechten Ufer der Oder; die Kurmark
ward eingetheilt inmittelmark, Uckermark, Priegnitz und Altmark.
Dieser letztern bequemern Eintheilung wollen wir hier folgen.
In der Mittelmark liegen:
Berlin, unter 52°31', an beiden Ufern der Spree, die
erste Haupt- und Residenzstadt der Monarchie. — Der Ursprung
der Stadt und ihres Namens ist durchaus ungewiß, die Ableitung
beider von dem Markgrafen Albrecht dem Bär mehr als unwahr-
scheinlich. Im 12ten Jahrhundert mag etwa die Stadt entstanden
und vorzüglich von deutschen und niederländischen Coloniften be-
völkert worden seyn. In den folgenden Jahrhunderten nahm sie
schon bedeutend zu, ward aber erst im 15ten die gewöhnliche Resi-
denz der Kurfürsten. Während des 30jährigen Kriegs ward sie in
der Eil befestigt und harr von den Schweden mitgenommen. Unter
der Regierung des großen Kurfürsten erhielt sie die ersten Erweite-
rungen durch Anbau des Werders und der Dorotheen - oder Neu-
stadt. Seinem Nachfolger, König Friedrich I., verdankt sie am
meisten; unter ihm ward die schöne Friedrichsstadt und einige Vor-
städte angelegt und viele der schönsten Gebäude errichtet; der spar-
same Friedrich Wilhelm I. that doch einiges und ließ die überflüssi-
gen Wälle und Mauern abbrechen; ungleich mehr aber sein Sohn
Friedrich 11., unter welchem Berlin schon beinahe die heutige Ge-
stalt erhielt; auch seine beiden Nachfolger, ganz vorzüglich aber der
jetzige König, haben sehr viel zur Verschönerung Berlins beigetragen,
welches jetzt, was Regelmäßigkeit der Anlage und Schönheit der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Neumark Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sperenberg Berlin Friedrichs Berlin Potsdam Frankfurt Brandenburg Kurmark Uckermark Berlin Schweden Berlin Berlins
30
A. Europa.
großen Gegner Carl Xii., auf einer Insel am Ausfluß der Newa,
auf noch nicht vom Feinde abgetretenem Gebiete den Grundstein
zu seiner künftigen Residenz Petersburg 1703 legte. Man hat
seine Wahl getadelt, weil der Boden an dieser Stelle sumpfig und
unfruchtbar, das Klima rauh ist, und selbst der Hafen keine hin-
längliche Tiefe gewährt, allein das schnelle Emporblühen seiner
Schöpfung hat ihn hinlänglich gerechtfertigt. Nach des Kaisers
Idee sollte die große Insel Wasily-Ostrow (Insel des Basilius) die
eigentliche Stadt enthalten, indessen wurde schon bei seinem Leben
und noch mehr späterhin das gegenüber liegende südliche Newa-
Ufer vorzüglich^ bebaut. Nächst Peter dem Gr. haben Catharina,
Paul und vorzüglich der Kaiser Alexander und der jetzt regierende
Kaiser am meisten zur Verschönerung der Stadt beigetragen. Die
Newa, welche die Stadt durchströmt, kommt als ungetheilter
mächtiger Strom aus dem Ladogasee; innerhalb der Stadt theilt
sie sich in mehrere Arme, welche verschiedene Inseln bilden. Zuerst
sendet sie einen Arm nordwestlich, welcher die große Newka heißt,
von welchem sich später südwestlich ein andrer Arm, die kleine
Newka, trennt. Weiter westlich theilt sich die Newa in 2 Haupt-
arme, wovon die nördliche die kleine, der südliche die große Newa
heißt, beide umfließen die Insel Wasily-Ostrow. Am linkenufer der
ganzen Newa liegt der größte und schönste Theil der Stadt; auch
dieser wird durch mehrere kleinere Kanäle, ursprünglich Sumpf-
bäche, welche aus der Newa kommen und sich nach einem bogen-
förmigen Lauf wieder mit ihr vereinigen, in mehrere Inseln ge-
theilt. Die bedeutendsten dieser Kanäle sind die Mo'i'ka, der Ca-
tharinenkanal, die Fontanka und der Stadtgraben. Ein großer
Theil dieser Flüsse und Kanäle ist mit den herrlichsten Schalungen
von Granit eingefaßt, und von dem nemlichen Material sind die
meisten Brücken über die Kanäle; doch hat man seit mehreren Jah-
ren angefangen diese letzteren mit eisernen zu vertauschen. Die
größeren Arme des Flusses vertragen keine stehenden Brücken, weil
der starke Eisgangs der Newa sie unfehlbar zertrümmern oder doch
oft beschädigen würde. Hier sind daher nur Schiffbrücken an-
wendbar, welche, sobald der Fluß anfängt sich mit Eis zu belegen,
und dies geschieht nach vieljährigen Beobachtungen nie vor dem
16. Oct., hinweggenommen werden.- Das Eis bricht nie vor dem
22. März und nie nach dem 30. April. Während dieses langen
Winters ist die Newa, gleich einer Straße, mit den schwersten
Fuhrwerken bedeckt. Solcher Schiffbrücken sind 6 vorhanden,
wovon die drei wichtigsten: diejsaaks-Brücke, die westlichste; sie
führt über die große Newa nach Wasily-Ostrow; die mittlere, die
große Petersburger Brücke, 2456 F. lang, zwischen dem ersten
Admiralitätstheil und dem Petersburger Stadttheil; die östlichste
ist die Woskresenskoi- Brücke. Außerdem giebt es noch über
70 Brücken, theils von Granit, theils von Eisen und theils von
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Carl_Xii Peter Catharina Alexander Alexander Petersburger_Brücke